Für die Zukunft der gesamten deutschen Wirtschaft wird es entscheidend sein, wie gut die deutschen Autobauer performen. Dass die Bedeutung der deutschen Automobilindustrie auf dem Weltmarkt zurückgegangen ist, wird seit einiger Zeit regelmäßig in den Medien beschrieben. Der Marktanteil von Mercedes, BMW und Volkswagen ging von fast 20% im Jahr 2020 auf etwa 17% im Jahr 2024 zurück. Der Anteil chinesischer Automobile stieg im selben Zeitraum von etwa 5% auf ca. 10%.
Wird es den deutschen Autobauern gelingen, an frühere – goldene – Zeiten anzuknüpfen? Für die wohlhabende Klientel in der gesamten Welt galt es als erstrebenswertes Ziel, ein deutsches Auto zu fahren. „Made in Germany“ hatte einen hervorragenden Klang. Die Qualität der Autos war meist exzellent. Vermutlich werden „excellence“ und Innovation auch Schlüssel dazu sein, dass der Besitz eines Mercedes, BMW oder Audi wieder als sehr erstrebenswert gilt. Sollte der Impuls dazu vielleicht gerade aus den USA kommen? Von Trump?
Es ist viele Jahre her, dass ich mich entschieden hatte, keine Goethe-Zitate in Artikel oder Vorträge einzubauen. Das kann man einfach nicht mehr anbieten! So gesehen ist dies jetzt ein schwerwiegender Rückfall. Aber es passt einfach zu gut.
Mephisto fährt vermutlich ein amerikanisches Auto!
„Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft“, sagt Mephisto zu Faust in dessen Studierzimmer. Es steht außer Frage, dass Donald Trump die amerikanische Autoindustrie stärken und die europäische – insbesondere die deutsche – schädigen will. Es löst bei ihm erbitterte Wut aus, wenn er in deutschen Großstädten kaum amerikanische Autos, in Städten seines Landes aber zahlreiche deutsche KFZ sieht. Mit seiner Zollpolitik will er das ändern.
Dass die Kaufzurückhaltung der deutschen Klientel bezüglich amerikanischer Cars – mit Ausnahme von TESLA – wesentlich mit der technischen Ausstattung und noch mehr mit dem Design zu tun hat, das oft nicht den Geschmack der hiesigen Konsumenten trifft, lässt The Don natürlich nicht gelten. Also versucht er die Änderung mit Gewalt; sprich einer rigorosen Zollpolitik, die durchaus erpresserische Züge trägt.
Seit April 25 kamen 25% zusätzliche Zölle auf die ohnehin schon erhobenen 2,5% - in Summe also 27,5%. Pick-ups und leichte Nutzfahrzeuge wurden noch höher belastet, mit ca. 50%. Die zusätzlichen Zölle gelten auch auf Motor-, Getriebe und elektrische Komponenten. Gemäß dem EU-USA-Deal sollen jetzt 15% Pauschal-Zölle gelten – auch für Automobile. Wie lange diese Regelung wohl hält? Das alles führt zu milliardenschweren Belastungen für die deutschen Autobauer. Die überlegen deswegen auch, einen Teil der Produktion in die USA zu verlegen. Umgekehrt sollen Neuwagen aus den USA zollfrei in die EU gelangen. Bisher waren es rund 10%. In diesen Punkten hätte Trump also „Erfolg“.
Grundsätzlich kann man es durchaus als sinnvoll erachten, wenn Kfz dort hergestellt werden, wo sie letztlich auch verkauft und gefahren werden – anstatt sie in fertigem Zustand um die halbe Welt zu transportieren. Ausgehebelt wird dieser Gedanke, wenn deutsche Hersteller in großen Werken in USA fertigen wollen, um sie dann in Europa zu verkaufen. Die hohen Zölle für Autoteile aus Kanada und Mexico könnten diese Überlegungen schnell wieder stoppen. Verrückte Welt.
Fazit: Trump könnte tatsächlich „das Gute schaffen“, wenn seine Interventionen beitragen, dass eine sinnvolle, teilweise „Deglobalisierung“ eintritt und Autos dort gefertigt werden, wo sie auch gefahren werden. Insbesondere aber schafft er Gutes, wenn die deutschen Autobauer den „wake-up call“ hören und bald wieder exzellente und innovative Autos in einer effizienten Produktion herstellen, die international begehrt werden – besonders im Premium-Segment.